Nachdem im FedCon-Forum angekündigt wurde, dass Sir Patrick Stewart himself zusammen mit Daniel Stewart, Kate Mulgrew, Avery Brooks und Dr. Hubert Zitt im September die Captains Table Con gestalten würde, gab´s für mich kein Halten mehr. Da musste ich hin.
Also ein Wochenendticket gekauft und ab nach Düsseldorf. Letztlich erwies sich ein Tag als völlig ausreichend – aber der war geil.
Bilder habe ich diesem Bericht leider nicht beifügen können, ich saß zu weit hinten.
Das Gefühl, wieder zu Hause zu sein, stellte sich bereits Freitagabend ein, als ich im Maritim Hotel am Flughafen Düsseldorf eintraf und mich zu der Schlange gesellte, um mein Ticket zu erhalten. Man kommt ins Foyer, sieht ein paar alte Gesichter und denkt: „zu Hause“. Und obwohl nicht alles reibungslos lief: „Deine Nummer? Öhm…bitte hierüber, das dauert noch etwas, wir müssen erst mal schauen, wo wir euch hinbringen…“, am Ende hatte ich mein Conpaket.
Der Samstag fing für mich früh an, für andere noch früher. Als ich gegen halb neun im Maritim eintraf, schlängelte es sich schon fleißig an den Tageskartenschaltern, die ab 08:00 Uhr geöffnet waren. Um 09:00 Uhr begann dann die Opening, von der Dauerspaßkanone Nessi mit einem „Opening um 09:00 Uhr? Wer denkt sich denn so was aus“? bei der Ankündigung von Host Garret Wang kommentiert wurde. Garret Wang leitete dann die Opening ein, erzählte nebenbei von seinem T-Shirt-Shop (nächstes Jahr zur FedCon bringt er T-Shirts mit) und holte nach und nach die Gäste auf die Bühne. William Shatner, der nicht konnte, hatte sich mit einem lapidaren Brief entschuldigt.
Der Erste im Programm war Dr. Hubert Zitt, der einen Vortrag zur „Energieverwendung in Star Trek“ hielt. Man konnte u. a. erfahren, dass man für eine Tasse Earl Grey aus dem Replikator durchaus die Bundesrepublik längere Zeit mit dieser Energie versorgen könne oder dass ein Raumschiff, bis es denn mal auf Impuls wäre, zwei Stunden brauchen würde (das wird natürlich rausgeschnitten, deswegen fliegt die Enterprise immer so zackig…).
Hubert Zitt folgte Kate Mulgrew nach. Und Leute, die Frau sieht hammermäßig aus. Sie gehört zu den Schauspielern, die immer hübscher werden, je älter sie sind. Mulgrew erzählte über aktuelle Theater- und Fernsehprojekte, ein bisschen darüber, wie sie sich an die Zeit von Columbo erinnert und natürlich auch über Voyager. Sie machte dabei deutlich, dass sie Sexappeal in der Serie für falsch hielt, zumindest was den Captain angeht. Mulgrew erklärte, wenn da jemand wäre, der x tausende Lichtjahre von der Erde weg wäre, über so und so viele Leben entscheiden würde und selbst später erfährt, dass der Lebensgefährte sich eine neue gesucht hat – dann muss so ein Captain alleine sein und dann ist es wichtig, dass dieser Captain Prioritäten setzt und keine Affäre mit dem ersten Offizier beginnt.
Gefragt zu ihrer Einstellung nach ST meinte Mulgrew, dass sie es schätzen würde, einem so exklusiven Club anzugehören. Für sie selbst sind Mittelmäßigkeit und das Herumpochen der Gesellschaft auf Männlein und Weiblein ein Dorn im Auge, obwohl sie sich nicht als Feministin sieht. Sie lebt ihr Leben, so wie sie es möchte und versucht, sich ihre Träume zu erfüllen.
Mulgrew hielt die Deutschen hoch, sie sei gerne in Deutschland, weil die Leute alle so höflich und freundlich und zurückhaltend wären und keiner auf die Idee käme, sie auf der Con mit einem „He Babe!“ anzusprechen.
Es folgte Daniel Stewart, Patrick Stewarts Sohn aus erster Ehe. Zusammen mit Garret Wang wurde ein kleines Interview auf der Bühne veranstaltet. Daniel erzählte über seine Zeit in London und den USA, dass er eigentlich lieber Kameramann werden wolle und nie den Wunsch hatte, zu schauspielern.
Und was ist das Größte für ein Kind? Genau, aus dem Vater-Sohn-Nähkästchen zu plaudern. So erzählte Daniel, dass er sich am Telefon gerne als sein Vater ausgibt und Firmen, die z.B. wegen offener Rechnungen anrufen, niedermacht („no, I am not mistaken, you are mistaken…by the way, I prefer SIR Patrick Stewart“).
Oder dass er für die TNG-Folge „The Inner Light“, in der mitspielte, extra Flöte spielen lernte, diese Szene herausgeschnitten wurde und sein Vater – obwohl Stewart sen. dies auf Cons immer erzählt – nicht einen Ton auf seiner Flöte in der Schlussszene spielt, sondern nur rein bläst und die Musik eingeschnitten wurde.
Oder, dass er und sein Vater in England häufig zu Fußballspielen fuhren und sein Vater eines Tages stolz eine Kassette einlegte, von der er selbst sagte, sie sei richtig cool. Auf der Kassette war beidseitig „Patrick Stewart sings Camelot“ – und die Fahrt dauerte zwei Stunden…
Am späten Nachmittag, nach den Autogrammstunden, war Avery Brooks an der Reihe. Brooks machte dem Publikum erheblich zu schaffen, weil er sich wie ein „Guru auf Koks“ verhielt, auch wenn das hart klingt. Das ganze Panel bestand aus Phrasen und philosophischen Ergüssen, weder die Orga („I see them downstairs trying to tell me to do it faster, but I won´t listen“) noch die einfachsten Fragen der immer frustrierter werdenden Fans (“Halten Sie sich selbst für einen religiösen Menschen?) konnten daran etwas ändern. Was ich aus dem Panel mitgenommen habe, ist dass Brooks DSN für eine Serie hielt, die stark geschrieben war. Brooks hatte sich nie Gedanken darum gemacht, dass es vorbei sein könnte, jede Folge brachte für ihn etwas Neues mit sich. Brooks erzählte außerdem, dass er es nicht gut fand, dass Sisko Gott wurde, weil ein Gott halt ein Gott ist und z.B. seine Kinder nicht begleiten kann, wenn sie aufwachsen.
Und dann kam der, auf den alle gewartet hatten: der Eine. Der Sir. Patrick Stewart himself.
Stewart erzählte, dass er im Moment etwa zwei Theatervorstellungen pro Abend gebe, vor Kurzem hätte er erst eine Riesentournee mit einem Stück durch die UK gemacht.
Besonders wichtig hielt er übrigens, zu erzählen, dass er kein Twitter, kein Facebook und keine Fanpage hat. Er sei darauf angesprochen worden, aber wenn man eine solche Seite finde, sei er selbst definitiv nicht daran beteiligt. Er habe a) keine Zeit dafür und b) bedeutet es für ihn, dass ein Account seine Persönlichkeit ein Stück weit freilegt und dann dürfe man sich auch nicht über mangelnde Privatsphäre beschweren.
Im Laufe des Panels erzählte Stewart, wie er zu ST kam. Dass er bei Roddenberry vorstellig wurde, dass er die Rolle bekam und eigentlich gar nicht wollte, noch weniger wollte, als er sah, dass das Ding auf sechs oder sieben Jahre angelegt sei. Man habe ihm aber erklärt – so Stewart mit einem Grinsen – dass die Serie sowieso eine Totgeburt sei und höchstens eine Staffel überleben würde…“ich muss Euch ja nicht sagen, wie viele Jahre das dann waren…“
Zum Abschluss des unterhaltsamen Panels rezitierte Stewart – der mangels Stimme nicht singen wollte – aus einem Gedicht, das ein Fan mitgebracht hatte.
So ging für mich eine wundervolle Con zu Ende.
Zum Abschluss sei darauf hingewiesen, dass Host Wang nach „Fluchtwege“ und „Umlaut“ dieses Jahr „das Hoff“ lernte (nachdem Daniel Stewart im Panel erfahren musste, dass die Deutschen Hasselhoff – mit dem Daniel auf die Schauspielschule gegangen war - wohl doch nicht so toll finden, wie er dachte). Ja, unser Harry Kim lernt fleißig Deutsch für die nächste Con.